Schönberger besucht Refugio Landshut

Menschen fliehen aus ihren Heimatländern, um sich und ihre Angehörigen vor Krieg, Verfolgung, Hunger oder den Folgen der Erderwärmung zu retten. 30 bis 40 Prozent der Geflüchteten, die in Deutschland ankommen, sind schwer traumatisiert durch Erlebnisse vor oder während der Flucht, beispielsweise sexualisierte Gewalt oder den Tod von Begleiter*innen. Besonders betroffen sind Frauen, Kinder und Jugendliche. In der Landshuter Außenstelle der gemeinnützigen Organisation „Refugio München“ wird traumatisierten Geflüchteten Psychotherapie und Sozialberatung angeboten.

Um mehr über die Arbeit von Refugio München zu erfahren, besuchte die Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger (Grüne) die niederbayerische Außenstelle in Landshut und sprach mit deren Leiterin Julia Kuhlmey.

„Viele Menschen, die zu uns kommen, sind anfangs gar nicht in der Lage, ihre Erlebnisse zu erzählen. Sie finden keine Worte und sind verängstigt. Erst nachdem sie ein gewisses Vertrauen zu uns aufgebaut haben, erfahren wir, was sie erlebt haben und können entsprechend versuchen zu helfen“, schilderte Kuhlmey ihre Arbeit. Die Sprachbarrieren erschweren die Arbeit der Psychotherapeut*innen zusätzlich, da schwertraumatisierte Personen ihre Erlebnisse meist nur in ihrer Muttersprache formulieren können. Aus diesem Grund bedarf es regelmäßig Dolmetscher*innen, die die Gespräche übersetzen. „Die Chance psychologische Hilfe in der Muttersprache zu bekommen, haben leider nur sehr wenige Geflüchtete“, so Kuhlmey weiter. Generell ist die psychosoziale Versorgung von Menschen mit Fluchterfahrung bei Weitem nicht ausreichend. Auch bei Refugio München müssen durchschnittlich zwei Drittel der Anmeldungen abgelehnt werden, weil nicht genug Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Schönberger zeigte sich beeindruckt von den umfassenden Leistungen der Einrichtung. „Die Arbeit von Refugio München ist von herausragender Bedeutung für Menschen mit Fluchterfahrung. Sie trägt dazu bei, das erfahrene Leid zu verarbeiten und zu lindern“, fasste die Abgeordnete zusammen.

Auf Schönbergers Nachfrage, welche gesetzlichen Vorgaben die Arbeit von Refugio am meisten erschweren, antwortete Kuhlmey: „Als spezialisierte Facheinrichtung sind wir Teil des gesundheitlichen Versorgungssystems und stellen auch fachärztliche Stellungnahmen für psychisch erkrankte Menschen aus. Aber wegen der seit 2019 verschärften Anforderungen an die Begutachtenden, fehlt es uns regelmäßig an entsprechendem Personal“. Laut Schönberger sei sich die Grüne Bundestagsfraktion dieser Problematik seit langem bewusst und hätte das Thema gerne im Koalitionsvertrag verankert gesehen. „Doch die Koalitionspartner sahen diesen Handlungsbedarf nicht. Wir Grüne werden das Thema nicht aus den Augen verlieren und uns weiter für die Belange von Beratungszentren zur psychosozialen Versorgung von traumatisierten Geflüchteten einsetzen“, versicherte die Abgeordnete.

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