DP-Lager Föhrenwald – ein lange übersehener Geschichtsort

Die beiden grünen Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger und Erhard Grundl haben in Wolfratshausen den Erinnerungsort BADEHAUS besucht.

Normalerweise ist ein Erinnerungsort für ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Zeit da. Der Erinnerungsort BADEHAUS in Waldram, früher Föhrenwald, erinnert gleich an vier einschneidende Stationen des Ortes: Ab 1940 als NS-Siedlung für deutsche Rüstungsarbeiter*innen erbaut, ab 1945 Rettungsort für Überlebende eines Todesmarsches aus dem KZ-Dachau, dann als europaweit am längsten bestehender Zufluchtsort für jüdische Displaced Persons – Menschen, die nach dem Krieg nicht in ihre Heimat zurückkonnten – und ab 1956 als Siedlung für katholische Vertriebene.

Durch die Initiative “Bürger fürs BADEHAUS Waldram-Föhrenwald e.V.“ wurde aus die- sen Geschichten ein Ort des Erinnerns, der Begegnung und des Lernens.

„Die Vereinsvorsitzende Frau Dr. Krafft und die vielen anderen Ehrenamtlichen des Ver- eins bewahren die bewegte Geschichte Waldrams vor dem Vergessen. Ich bin voller Be- wunderung für die wichtige Arbeit des lokalen Vereins. Gerade in Zeiten, in denen Zeit- zeug*innen weniger werden und wir die Verharmlosung oder Leugnung der Shoa be- obachten müssen, sind solche Beiträge zur Erinnerungskultur und politischen Bildungs- arbeit unfassbar wertvoll. Besonders bewegt mich der Bericht von Frau Krafft, dass viele Nachkommen der in den Lagern aufgewachsenen Kinder das BADEHAUS besuchen, weil es zur Familiengeschichte gehört. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Initiativen wie diese auf stabile und langfristige Finanzierung zurückgreifen können“, so die Grüne Abgeordnete Marlene Schönberger.

Erhard Grundl, der kulturpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion zeigte sich ebenso angetan. „Dieses Haus ist authentische „Zeitzeugin“ für die Geschichte von Migration in den letzten 100 Jahren. Die Geschichte als Lager für jüdische Displaced Per- sons, Menschen, die nach der Befreiung aus dem Horror der KZ-Gefangenschaft nach Israel oder Amerika migrieren wollten, ist dabei natürlich die Gravierendste. Aber auch die Geschichte der Zwangsarbeiter*innen in den deutschen Rüstungsfabriken, oder die der Vertriebenen, die nach dem 2. Weltkrieg zur Migration gezwungen wurden, sind ein- dringlich dargestellt. Und auch die heutigen Erfahrungen von Flucht und Migration, auf- grund von Krieg und Unterdrückung, haben hier einen Platz bekommen.“

Frau Dr. Sybille Krafft, die Vereinsvorsitzende und Museumsleiterin führte die Parlamen- tarier*innen durch die Ausstellung und wusste zu jedem Ausstellungsstück eine Ge- schichte aus dem Leben zu erzählen. Ihr Wunsch an die beiden Politiker*innen ist, dass es eine dauerhaft gesicherte Finanzierung eines solchen Projektes braucht. „Dass gleich zwei Bundestagsabgeordnete der GRÜNEN unser zivilgesellschaftliches Erinne- rungsprojekt besucht haben, hat uns sehr gefreut. Wir setzen große Hoffnungen in die neue Bundesregierung, dass sie endlich auch die dezentralen Erinnerungsinitiativen der Bürgerschaft auf eine finanziell gesicherte Grundlage stellen wird. Bei Marlene Schön- berger und Erhard Grundl haben wir ein echtes Interesse für die Themen des Erinne- rungsortes BADEHAUS gespürt und wir vertrauen nun auf ihre politische Arbeit.“

Bildunterschrift: Die Leiterin des Museums „Erinnerungsort BADEHAUS“, Frau Dr. Sybille Krafft (rechts), zusammen mit dem 1. stellvertretenden Vereinsvorstand Jo- nathan Coenen (links) und den beiden Grünen Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger und Erhard Grundl im Max-Mannheimer-Forum.

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