Antisemitische Leserbriefe in der Landshuter Zeitung abgedruckt

Zweimal innerhalb kurzer Zeit hat die Landshuter Zeitung im Kontext der Entschädigungszahlungen für die Hinterbliebenen des Olympiaattentats antisemitische Leserbriefe veröffentlicht. Damit trägt die Zeitung Verantwortung für die Verbreitung antisemitischer Stereotype und Denkweisen. Es bestürzt mich zutiefst, dass entweder die offensichtlich antisemitischen Narrative von der Leserbrief-Redaktion nicht erkannt oder aber diese einfach in Kauf genommen wurden.

Der Leserbriefschreiber schließt an die antisemitische Tradition an, indem er Bilder von angeblich geldgierigen, rachsüchtigen und empathielosen Juden heraufbeschwört. Er behauptet, dass es das Ziel der Hinterbliebenen des Olympia-Attentats sei, das Massaker von München durch „theatralische Wortmeldungen“ zu instrumentalisieren, um Geld zu erpressen und „die Deutschen“ zu unterwerfen. So schreibt er von „über Jahrzehnte vorgelebter jüdischer Unversöhnlichkeit“, von „Raffgier“ und „Opfermissbrauch“ der Hinterbliebenen, nur um sich „zu bereichern“.

Ich hatte die Ehre die Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Olympiaattentats in München zu besuchen. Ich bin sehr erleichtert über die Einigung der Bundes- und Landesregierung bezüglich der Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen. Nachdem der deutsche Umgang mit der antisemitischen Gewalttat – bei der nur wenige Jahrzehnte nach der Shoa elf Juden im Land der Täter gequält und ermordet wurden – vor allem von Versagen und Verdrängen geprägt war und als beschämend beschrieben werden muss, wurde nun ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Gerade im Kontext des Jahrestages wurde gebetsmühlenartig wiederholt, dass es in Bayern keinen Platz für Antisemitismus gäbe. In der Landshuter Zeitung scheint es ihn zu geben und das ist angesichts der laut der Kriminalstatistik sowie der Meldestelle RIAS zunehmenden Bedrohungslage für Jüdinnen*Juden in Bayern eine Schande.

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